Schwellungen nach einer Haartransplantation treten bei mindestens der Hälfte aller Patienten auf und sind ein völlig normaler Zustand. Leider wird dieses Thema den Patienten vor dem Eingriff oft nicht ausreichend erklärt. Deshalb nehmen viele die Schwellung nach der Transplantation als unerwartetes Problem wahr und machen sich unnötige Sorgen. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine häufige und erwartbare Nebenwirkung.
Nach einer Haartransplantation entstehen die Schwellungen in der Regel im Stirnbereich. Abhängig von der Schlafposition können sie sich bis zu den Schläfen ausbreiten. In seltenen Fällen wandern sie bis in den Gesichts- und Augenbereich und können eine vorübergehende Verfärbung der Augenlider verursachen. Manche Patienten haben dadurch sogar Schwierigkeiten, die Augen zu öffnen. Dies kann die Rückkehr ins Berufsleben kurzfristig verzögern.
Doch keine Sorge: Diese Schwellungen gehen von selbst zurück und hinterlassen keine bleibenden Nebenwirkungen. Vielmehr sind sie ein normaler Teil des Heilungsprozesses und ein Zeichen dafür, dass die Abwehrmechanismen des Körpers richtig arbeiten.

Warum entsteht eine Schwellung nach der Haartransplantation?
Nach einer Haartransplantation kann es aus zwei Hauptgründen zu Schwellungen kommen:
1) Reaktion des Körpers auf das Trauma
Jeder chirurgische Eingriff stellt für die Haut ein Trauma dar. Bei gesunden Menschen aktiviert der Körper nach einer Verletzung sofort seine Abwehrmechanismen. Er interpretiert den Eingriff als eine Art Angriff und reagiert mit einer Erweiterung der Kapillargefäße, sodass die Durchblutung im betroffenen Bereich zunimmt. Dies ist ein natürlicher Schutzmechanismus, der gleichzeitig den Heilungsprozess einleitet.
Auch bei der Haartransplantation gilt: Die mit chirurgischen Instrumenten geöffneten Mikrokanäle sind kleine Verletzungen der Haut. Durch die Gefäßerweiterung kommt es zu einer Schwellung, die – wie bei jedem chirurgischen Eingriff – eine normale Nebenwirkung darstellt.
2) Lokale Anästhesie und Flüssigkeitsinjektion im Empfängerbereich
Vor der Haartransplantation wird die Kopfhaut mit lokaler Anästhesie betäubt. Bei der FUE-Methode werden anschließend Mikrokanäle geöffnet, in die die Grafts einzeln eingesetzt werden. Damit die Grafts leichter platziert werden können, wird zusätzlich eine isotonische Flüssigkeit in den Empfängerbereich injiziert.
Diese Flüssigkeit dehnt die geöffneten Kanäle, schafft einen kleinen Raum zwischen Schädel und Muskeln und erleichtert dadurch die Platzierung der Grafts. Als Folge sammelt sich jedoch Flüssigkeit im Gewebe, die sich durch die Schwerkraft in den folgenden Tagen in die Stirn- und Augenlider verlagert. So entsteht die als Ödem bezeichnete Schwellung.
Bei der DHI-Methode treten Schwellungen deutlich seltener auf. Der Grund: Hier werden das Öffnen der Kanäle und das Einsetzen der Grafts gleichzeitig durchgeführt. Abgesehen von der lokalen Anästhesie ist keine zusätzliche Flüssigkeitsinjektion erforderlich. Somit entfällt einer der beiden Faktoren, die zur Schwellung führen. Dies ist ein klarer Vorteil der DHI-Technik.
Wie lange hält die Schwellung nach einer Haartransplantation an? Wann klingt sie ab?
Nahezu jeder Patient erlebt nach einer Haartransplantation mehr oder weniger ausgeprägte Schwellungen im Stirnbereich. Wie bereits erwähnt, ist dies ein völlig normaler Zustand.
Die Schwellung beginnt in der Regel ab dem 2. Tag, erreicht am 4. Tag ihren deutlichsten Höhepunkt und klingt danach langsam ab. Die angesammelte Flüssigkeit wird über die Nieren und den Urin ausgeschieden und verschwindet nach etwa einer Woche vollständig. In seltenen Fällen kann die Schwellung jedoch bis zum 10. Tag anhalten. Begleitend kann es durch die Spannung im Gewebe zu einem pulsierenden Schmerzgefühl kommen.
Ebenso wie bei Männern kann auch bei Frauen nach einer Haartransplantation eine Schwellung im Stirnbereich auftreten. Bei Augenbrauentransplantationen wiederum gehören Schwellungen und Blutergüsse an den Augenlidern zu den häufig beobachteten und normalen Komplikationen..
Ausmaß und Schweregrade des Ödems
Die Intensität einer Schwellung nach der Haartransplantation hängt von mehreren Faktoren ab:
- Elastizität der Haut
- Alter des Patienten
- Anzahl der Grafts und Dauer der Operation:
Je mehr Grafts verpflanzt werden, desto größer ist der zu behandelnde Bereich und desto länger dauert die Operation. In diesem Fall werden auch mehr Anästhesie und Flüssigkeit benötigt, was wiederum das Ausmaß der Schwellung verstärkt.
Bei der überwiegenden Mehrheit der Patienten tritt lediglich eine leichte Schwellung im Stirnbereich auf, die sich nach einigen Tagen von selbst zurückbildet. In seltenen Fällen kann es jedoch zu einem stärkeren Ödem kommen.
Das nach einer Haartransplantation auftretende Ödem lässt sich in fünf Schweregrade (Ebenen) einteilen:
- Stufe 0: Keine Schwellung
- Stufe 1: Schwellung im oberen Stirnbereich
- Stufe 2: Schwellung oberhalb und unterhalb der Stirn
- Stufe 3: Periorbitales Ödem (Schwellung rund um die Augenlider)
- Stufe 4: Blutergüsse an den Augenlidern („Black Eyes“) – die sogenannten Ekchymosen können bis zu 10 Tage anhalten.
Bei Stufe 0 und 1 ist keinerlei medizinische Behandlung notwendig – die Schwellungen verschwinden innerhalb von 2–3 Tagen von selbst. Bei Stufe 3 und 4 kann es vorkommen, dass Patienten ihre Augen nicht vollständig öffnen können und eine medizinische…
Schwellung im Nacken nach der Haartransplantation
Während der Entnahme der Grafts wird der Spenderbereich zunächst durch eine lokale Anästhesie betäubt. Anschließend wird der Bereich mit physiologischer Kochsalzlösung aufgefüllt, um die Entnahme der Grafts zu erleichtern. Dies ist ein routinemäßiger Schritt bei der Entnahme mit der FUE-Technik.
Die angesammelte Flüssigkeit kann ab dem 2. Tag im Nacken- und Halsbereich spürbar sein. Es besteht jedoch kein Grund zur Sorge, da sie sich von selbst zurückbildet.
In der Regel nehmen Patienten die Schwellung im Nacken kaum wahr oder berichten sogar von keinerlei Beschwerden.
Wie kann man Schwellungen nach einer Haartransplantation reduzieren?
Wie bereits erwähnt, können Schwellungen nach einer Haartransplantation in manchen Fällen stärker ausgeprägt sein. Natürlich möchte niemand, dass dadurch die Lebensqualität sinkt oder sich die Rückkehr in den Alltag verzögert. Mit einigen einfachen Maßnahmen lassen sich die Schwellungen jedoch deutlich lindern und schneller überwinden.
Hier die wichtigsten Tipps, um das Ödem nach einer Haartransplantation zu reduzieren:
- Schlafen Sie mit erhöhtem Kopf:
Verwenden Sie in den ersten 3–4 Tagen beim Schlafen zwei Kissen, sodass der Kopf in einem Winkel von ca. 45 Grad liegt. Dies fördert den Flüssigkeitsabfluss und beschleunigt die Heilung. Vermeiden Sie Bauchlage, da dies die Schwellung verstärkt und durch Reibung auf dem Kissen die Haarwurzeln beschädigt werden können. Beugen Sie in den ersten Tagen auch nicht unnötig oft den Kopf nach vorne. - Kältekompressen auf die Stirn:
Legen Sie vorsichtig einen Eisbeutel oder ein kaltes Tuch auf die Stirnpartie – jedoch nicht direkt auf den transplantierten Bereich. Dies reduziert die Schwellung spürbar. - Sanfte manuelle Massage:
- Massieren Sie die Stirn mit den Fingern vorsichtig in Richtung der Schläfen. Dadurch wird der Lymphabfluss angeregt und das Risiko vermindert, dass die Schwellung in den Augenbereich absinkt.
- Stirnband tragen:
Ein Stirnband kann verhindern, dass die Schwellung ins Gesicht hinunterwandert. Tragen Sie es idealerweise in den ersten drei Tagen nach der Transplantation. - Ausreichend Flüssigkeit trinken:
Trinken Sie täglich mindestens 2 Liter Wasser. So wird die Flüssigkeitsausscheidung über die Nieren gefördert und das Ödem schneller abgebaut. - Salz reduzieren:
Verzichten Sie in den ersten Tagen auf stark gesalzene Speisen, da Salz die Wassereinlagerung verstärkt und die Schwellung verschlimmern kann. - Auf die Ernährung achten:
Reduzieren Sie in den ersten Tagen den Konsum von scharfen oder säurehaltigen Lebensmitteln. Je nach Saison können Lebensmittel wie grüner Tee, Ananas oder Wassermelone helfen, die Schwellungsneigung zu verringern. - Ausruhen und Anstrengung vermeiden:
Ruhen Sie sich in den ersten Tagen gut aus und vermeiden Sie schweißtreibende Sportarten oder körperlich belastende Aktivitäten.
Medizinische Behandlung von Schwellungen nach der Haartransplantation
In schweren Fällen von Schwellungen (z. B. Stadium 3 und 4) können die zuvor genannten Maßnahmen möglicherweise nicht ausreichen und eine medikamentöse Behandlung erforderlich machen. Allerdings handelt es sich hierbei um eine sehr seltene Situation. In solchen Fällen sollten Sie sich unbedingt an den Arzt wenden, der die Transplantation durchgeführt hat.
Bei stark ausgeprägten Schwellungen können Kortisonpräparate wie Prednisolon oder Dexamethason wirksam sein, um die Schwellung zu verringern.
Einige Haarchirurgen fügen bereits während der Operation Kortison-Derivate direkt der Lösung für die lokale Anästhesie hinzu. Diese sogenannte Tumeszenzanästhesie ist eine effektive Methode, um Schwellungen vorzubeugen. Alternativ können in den ersten 2–3 Tagen nach der Haartransplantation morgens und abends Kortisonpräparate in Tablettenform eingenommen werden, um die Schwellungen zu reduzieren.
Darüber hinaus kann es in sehr seltenen Fällen während der lokalen Anästhesie zu einer plötzlichen Schwellung kommen. Dabei handelt es sich um eine anaphylaktische Reaktion, die einen medizinischen Notfall darstellt und sofortige Behandlung erfordert. Wenn Ihr Eingriff von einem erfahrenen Arzt durchgeführt wird, ist die notwendige Ausrüstung für eine Notfallversorgung selbstverständlich vorhanden.
In der AHD-Klinik haben wir in unserer über 23-jährigen Erfahrung mit Haartransplantationen noch nie eine solche anaphylaktische Reaktion erlebt. Dennoch gilt: Wenn Sie eine bekannte Allergie gegen bestimmte Medikamente haben, müssen Sie dies Ihrem Arzt unbedingt vor der Operation mitteilen.
Anhaltende Schwellung nach 10 Tagen
Wenn die Schwellung nach einer Haartransplantation auch nach 10 Tagen noch anhält, weist dies auf eine Komplikation hin. Treten zusätzlich Symptome wie starkes Brennen, Fieber oder Rötungen auf, deutet dies auf eine Infektion hin. Auch entzündliche Pusteln um die Haarfollikel können auftreten.
Dies ist ein ernstzunehmender Zustand, bei dem Sie unbedingt Ihren Arzt kontaktieren und eine gezielte Behandlung einleiten lassen sollten. Werden keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen, kann dies zu einem ungenügenden Haarwachstum führen und die Haartransplantation letztlich erfolglos machen.
Fazit:
Auch wenn Schwellungen nach einer Haartransplantation eine normale Reaktion sind, werden sie von Patienten oft als unangenehme Komplikation empfunden. Mit den oben genannten einfachen Maßnahmen lassen sich diese Beschwerden jedoch meist leicht überwinden.
Wir wünschen Ihnen viel Gesundheit und volles Haar.